Sie zieren die Gärten der Eremitage in Bayreuth, von Schloss Charlottenburg in Berlin, die der Schwetzinger Schlossanlage, aber auch vieler anderer herrschaftlicher Schlösser. Orangerien gehörten wie selbstverständlich zum Raumprogramm höfischer Architektur vergangener Zeiten. Ursprünglich wurden als solche die Anpflanzungen von Orangen, Zitronen und anderen exotischen, nicht winterfesten Pflanzen, vor allem in barocken Schlossgärten bezeichnet. Ab dem 18. Jahrhundert etablierte sich der Name für die Gebäude, in denen diese zur Überwinterung untergebracht wurden. Eine besonders eigenwillige Variante dieses Gebäudetypus befindet sich im Garten von Schloss Fronberg bei Schwandorf in der Oberpfalz. Das um 1770 erbaute Gebäude, das sich unter seinem Mansardendach in die sogenannte „Gärtnerwohnung“, einen Gartensaal und eine Orangerie gliedert, wurde in fünfjährigen, aufwendigen Umbauarbeiten saniert und zum Wohnhaus ausgebaut. Das Regensburger Büro des Architekturbüros Nuyken von Oefele aus München koordinierte die Planung und Bauleitung. Die denkmalschutzgerechte Restaurierung bzw. Erneuerung der Haustüren und Fenster übernahm die Schreinerei Rödl aus Speinshart bei Grafenwöhr.
Historisch korrekter Ersatz
Der kleine Handwerksbetrieb unter Leitung von Schreinermeister Benjamin Rödl hat sich auf die denkmalgerechte Restaurierung und Neuanfertigung von Fenstern und Haustüren spezialisiert und damit in den vergangenen Jahren überregionales Ansehen erworben (siehe auch BM 07/2018, S. 70 ff). Klassische Schlitz und Zapfenverbindungen, eingestemmte Sprossen, Überblattungen und historische Oberflächen gehören bei Rödls zum Tagesgeschäft.
So fertigte der oberpfälzer Schreinereibetrieb unter anderem zwölf Gaubenfenster aus Lärche im Dachgeschoss der Orangerie. Die Oberfläche der von hölzernen Mansardengiebeln eingefassten Fenster wurde lediglich tauchgrundiert, um den historischen, unbehandelten Charakter zu bewahren. Trotz ihrer geringen Flügelstärke von nur 58 mm, sind die Fenster mit 24 mm starken Isolierglasscheiben (1,1 W/(m2K)) verglast.
Filigrane Fensterkonstruktionen
Vor dem Einbau der neu angefertigten Fenster der Orangerie und des Gartensaales mussten die davorgesetzten, hölzernen Säulen instand gesetzt werden. Diese wurden ausgebaut und in der Werkstatt fehlende Holzteile an deren Basis und Kapitellen aus Eiche ergänzt und nachgeschnitzt. Die fertigen Säulen erhielten einen deckend weißen Leinölanstrich.
Die neuen Fenster der Orangerie und des Gartensaales aus Eiche ersetzen den einfachverglasten Bestand aus den 1950er-Jahren. Zur vertikalen Stabilisierung der gut 3,50 m hohen und 1,90 m breiten Fensterelemente wurden zwischen diesen sogenannte Statikhölzer aus beidseitig mit Eiche angeleimten MPX-Friesen eingebaut, die sich als senkrechte Lisenen zeigen. Alle beweglichen Flügel der Elemente sind mit Rundumverriegelungen (Maco Multi-Matic) und altverzinkten Oliven (Kunstbeschläge Hummel) ausgestattet.
Denkmalgerechter Oberflächenaufbau
Besondere Aufmerksamkeit legt Benjamin Rödl bei seinen Fenstern auf die denkmalgerechte Oberflächenbehandlung. Die Elemente werden mittels Pinsel per Hand mit farblosem, rohen Leinöl grundiert, dreifach mit Leinölfarbe inklusive Titanoxidzuschlag gestrichen und abschließend mittels oxidativ härtendem Standöl in RAL 9010 (Leinölpro) fertigbeschichtet.
Die Verglasung aus 20 mm starken Isoliergläsern mit sehr schmalem Randverbund und einem Wärmedämmwert von 1,3 W/(m2K) wurde nicht, wie früher üblich, mit Leinölkitt ausgeführt ,sondern mittels einer weißen, zähelastisch abbindenden Versiegelungsmasse (Kawo-Elastokitt) speziell für die Verglasung historischer Fenster verkittet.
Vorhandenes erhalten und ertüchtigen
Im Bereich der Gärtnerwohnung restaurierte das Team der Schreinerei Rödl einige einfachverglaste Fenster im Bestand. Um den Anforderungen im Wohnbereich an einen zeitgemäßen Wärmeschutz gerecht zu werden, erhielten diese auf Abstand nach innen versetzte, sprossenlose Vorsatzfenster, welche mit Isolierverglasung und zeitgemäßen Beschlägen ausgestattet wurden.
Auch die historische Haustür an der östlichen Stirnseite des Gebäudes mit rautenförmiger Verbretterung auf der Außenseite und innen liegenden Gratleisten wurde fachgerecht restauriert. Eine weitere, auf der Rückseite der Orangerie gelegene Eingangstür wurde nach historischem Vorbild neu angefertigt und in diesem Zug mit moderner Beschlags- und Schließtechnik ausgestattet.
Geschichte trifft auf Moderne
Die teils ausgesprochen repräsentativ gestalteten Innenräume wurden im Zuge der Sanierung ebenfalls stilgerecht restauriert und beispielsweise die historische, ornamentale Wandgestaltung wiederhergestellt. Die Treppenanlage im Gärtnerhaus wurde durch einen weiteren am Projekt beteiligten Schreinereibetrieb restauriert und, wo notwendig, durch stilgerechte Neuteile ergänzt. Auch die Böden aus breiten Nadelholzdielen und die vorhandenen Innentüren wurden aufgearbeitet und denkmalgerecht oberflächenbehandelt.
Als einzigen modernen Eingriff gestalteten die Architekten im Orangerieraum eine filigrane Stahlkonstruktion zur Schaffung einer zweiten Ebene. Diese ermöglicht über zwei gerade Treppenläufe den Zugang zum Dachgeschoss darüber und gleichzeitig wurde darunter in Trockenbauweise Raum für eine Küche sowie Wirtschafts- und Sanitärräume geschaffen.
Quelle: bm-online.de