DIE BESITZER des denkmalgeschützten Wohnhauses hatten bereits in ganz Deutschland herumtelefoniert, bevor Sie Kontakt mit der Schreinerei Rödl aus Speinshart aufnahmen. Für den Eingangsbereich ihres Hauses stellten sie sich eine moderne Haustür mit Oberfläche aus Cortenstahl vor. Es war jedoch kein Handwerker aufzutreiben, der dies zu einem akzeptablen Preis umsetzen konnte.
Benjamin Rödl, Schreinermeister, Restaurator und Inhaber des südlich von Bayreuth gelegenen Betriebes, hatte die Fenster für das Haus gefertigt. Da er bereits einige Erfahrung mit der Verarbeitung von Cortenstahl hat, übernahm den Auftrag.
Cortenstahl ist ein legierter Baustahl, der bei Bewitterung unter dem eigentlichen Rost eine Sperrschicht aus Sulfaten oder Phosphaten entwickelt, die vor weiterer Korrosion schützt.
Aufgrund seiner Unempfindlichkeit und der charakteristischen Patina wird Cortenstahl gerne für Akzente in der Architektur eingesetzt. Das Problem dabei: Wird die Oberfläche nicht behandelt, färbt sie ab. Anfangs hat das Material einen eher orangefarbenen Ton und gerade in den ersten Monaten kann der Untergrund durch herablaufendes Rostwasser dauerhaft verschmutzt werden.
Viele Kunden möchten direkt mit dem Einbau die typische Cortenstahl-Optik, wie sie jedoch erst nach einiger Bewitterungszeit entsteht.
Experimente mit Rost und Öl
Bei seinen bisherigen Projekten hatte Benjamin Rödl das Material zunächst soweit korrodieren lassen, bis der gewünschte Farbton erreicht war und diesen dann mit einen speziellen Lack (»CortenPlus«) konserviert. Aus bis heute unerfindlichen Gründen funktionierte dies jedoch bei dem vorliegenden Projekt nicht: Die Oberfläche wurde trotz mehrfacher Versuche milchig-weiß. Als Problemlösung erwies sich schließlich die Behandlung mit Owatrol-Öl: Es zieht gut ein, schützt die Oberfläche und fettet nicht nach.
»Wir haben fast drei Wochen experimentiert, bis die Rostoptik perfekt war«, beschreibt Rödl den Prozess. Das Cortenstahlblech, mit dem die Tür beplankt ist, ist nur rund einen Millimeter stark. Haustür und Seitenteil selbst sind Standardkonstruktionen, für das Türblatt kam ein Rohling von Variotec zum Einsatz. Die Befestigung des Stahls ist clever gelöst: In Rahmen und Türblatt eingelassene Punktmagnete halten ihn an Ort und Stelle. Vorteil: Der Stahl kann sich auch bei starken Temperaturschwankungen frei auf der Unterkonstruktion bewegen, thermische Spannungen werden minimiert.
Echte Wetterschenkel
Die Holzfenster für das Gebäude entwickelte Rödl in Abstimmung mit dem Denkmalschutz. Es handelt sich um zweifach verglaste 68-mm- Fenster aus Fichte mit Wetterschenkel und Stockentwässerung, klassisch mit Schlitz und Zapfen verbunden. Die Ansichten sind sehr schmal gehalten. Statt Drehkipp- kamen Drehflügel zum Einsatz, als Beschlag verwendete Rödl den »Multimatic« von Maco. Im EG sind die Fenster einbruchhemmend ausgestattet. Eine Besonderheit ist die Fensteroberfläche: Wie bei vielen anderen Projekten im Denkmalschutz setzte Benjamin Rödl hier Leinöl ein.
Dazu wurde zunächst mit reinem Leinöl grundiert, dann folgte ein zweimaliger Auftrag von gekochtem Leinöl und schließlich der Schlussanstrich von pigmentiertem und mit 1 bis 2 % Standöl versetztem Leinöl.
Leinöl für die Fenster
Leinöloberflächen sind sehr wetterfest, kleine Schäden, z. B. durch mechanische Beschädigungen oder Hagelschlag können im Bedarfsfall einfach angeschliffen und überstrichen werden. Verglast werden kann bei ölhaltigen Oberflächen übrigens nicht mit Silikon: »Elastokitt« von Kawo war in diesem Fall die Alternative.
Quelle: dds-online.de