Unverputztes Ziegelmauerwerk, rostiger Stahl und kernige Eiche – alles „echte und ehrliche“ Materialien. Darauf legte der Bauherr großen Wert beim denkmalgerechten Umbau seiner Scheune zum Wohnhaus. Für das dafür notwendige Know-how und die perfekte handwerkliche Umsetzung sorgte die Schreinerei Rödl aus dem oberpfälzischen Speinshart.
BM-REDAKTEUR HEINZ FINK
Bereits im Jahr 2017 erwarb der Architekt Reinhold Krausch aus Grafenwöhr ein altes Forsthaus und baute dieses zum Architekturbüro mit angegliederten Wohnungen um (siehe BM 07/2018, S. 70-72). Zum Gebäudebestand gehörte damals auch eine kleine Scheune, die er jetzt in einem zweiten Bauabschnitt zum eigenen Wohnhaus ausbaute.
Wie auch schon beim Wohnhaus, war das Sichtbarmachen bzw. -lassen von Materialien und Konstruktionen oberstes Gebot beim behutsamen Umbau des Gebäudes. Handwerklich profunde Unterstützung fand der Bauherr ein weiteres Mal bei Schreinermeister Benjamin Rödl und seinem Team aus dem nahe gelegenen Speinshart.
Expressive Raumskulptur
Ein markantes, raumbildendes Element bildet dabei die zum Dachgeschoss führende Kragarmtreppe mit kastenförmigen Stufen, die frei aus der unverputzten Ziegelwand ragen. Der 14-stufige, gerade Treppenlauf wird durch sieben, offen von Hand gezinkte Kästen aus Eiche gebildet, die jeweils zwei Stufen zusammenfassen. Eine Herausforderung stellte die Befestigung an der Ziegelwand dar: Diese wurde durch rautenförmige Stahlplatten mit je vier aufgeschweißten Haltebolzen und einer zentralen Gewindestange, die von der Mauerrückseite verschraubt wurde, gelöst. An diesen Platten wurden die Stufenkästen durch deren wandseitige Teile mittels kräftiger, metrischer Schrauben befestigt. Die Bohrungen in der Ziegelwand wurden mithilfe einer von einem Treppenbauerkollegen auf dem CNC-Bearbeitungszentrum gefertigten Schablone und einem Spezialbohrer ins Mauerwerk eingebracht.
Flächenbündig und grifflos
Ein weiterer Blickfang ist die mit blankem Walzstahlblech belegte Schrankwand im Eingangsbereich. Das Blech wurde mithilfe von Magneten auf der Rahmenkonstruktion der Schranktüren aus Eiche befestigt und diese an hochbelastbaren Topfscharnieren (Sugatsune) angeschschlagen. Die grifflosen Türen lassen sich mittels kräftiger Tip-on-Beschläge und seitlich in die Türkante eingefräste Griffmulden öffnen.
Ebenfalls flächenbündig in die Wandabwicklung integriert ist die Tür zum WC. Grifflos ausgeführt, wird das durch Lappenbänder (Simonswerk) angeschlagene Türblatt durch einen in die Kante eingelassenen Türschließer (Geze) verschlossen gehalten. Für die Verriegelung sorgt ein alter, eiserner Riegel, der in der Scheune gefunden wurde – im Notfall kann dieser durch den danebenliegenden Schrank entriegelt werden.
Denkmalgerechter Fassadenabschluss
Auch das Haustürelement mit festverglastem Seitenteil fertigte die Schreinerei Rödl. Das in Eiche furnierte, außen mit rostigem Cortenstahl belegte Türblatt (Variotec) ist an kräftigen Rollenbändern (Simonswerk) angeschlagen und mit einem Automatikschloss (GU) ausgestattet. Darüber hinaus lieferte der auf die Fertigung denkmalgerechter Fenster und Türen spezialisierte Handwerksbetrieb auch die Fenster für den Scheunenumbau in dunkel lasierter Eiche (Adler) mit Dreifach-Verglasung und historisch passenden, geschmiedeten Beschlägen (Kunstbeschläge Hummel).
Quelle: bm-online.de