Etwa 1852 als königliches Forstgebäude errichtet, diente das Forsthaus mit Wohnung des Forstvorstehers in Grafenwöhr seinem eigentlichen Zweck bis in die 1980er Jahre. Später im Besitz der Stadt, wurde es zeitweise als Wohnhaus und in den letzten Jahren durch eine private Kunstschule und den örtlichen Bürgerverein genutzt. Anfang 2017 erwarb der Architekt Reinhold Krausch aus Grafenwöhr das Gebäude und baute es in nur einem halben Jahr Bauzeit zu einem Architekturbüro und zu Wohnungen um. Er legte dabei besonderen Wert auf die denkmalgerechte Sanierung des Gebäudes, das innen und außen einen speziellen Wärmeschutzputz erhielt. Der Dachstuhl wurde erneuert, Sandsteingesimse fachgerecht freigelegt und die Haustür mit Oberlicht sowie die Fenster denkmalgerecht erneuert. Die passenden Fenster und die Haustür fertigte und lieferte die Schreinerei Rödl aus dem nahe gelegenen Speinshart.
Lebhaft strukturierte Oberflächen
Schreinermeister Benjamin Rödl und sein Team führten auch den Innenausbau des im Erdgeschoß liegende Architekturbüro aus. Ein ursprünglich als Stahl-Glaskonstruktion geplantes Windfangelement im Eingangsbereich wurde ebenso wie die anschließenden Wandverkleidungen und Türen in Eichespaltholz (Konold) gefertigt. Eine besondere Herausforderung stellten dabei die beidseitig belegten, flächenbündigen Türblätter mit einer Stärke von bis zu 90 mm dar, die an kräftigen Edelstahlbändern (Simonswerk) angeschlagen sind. Automatische Schlösser mit Mehrfachverriegelungen (GU-SecuryAutomatic) dienen zur Verriegelung und statt Schlüsseln wurden elektronische Schließzylinder (Wilka Easy 2.0) eingesetzt. Diese können per Chip angesteuert und jederzeit variabel programmiert werden, um individuelle Zugangsberechtigungen zu vergeben.
Auch die Befestigung der Drückergarnituren und Rosetten auf der unregelmäßigen Struktur der Spaltholzes war nicht ganz einfach, da musste schon mal ein passendes Unterlegholz für den Griff zurechtgeschliffen oder eine saubere Vertiefung für eine runde Rosette mit dem Schnitzeisen ausgearbeitet werden. Die Oberfläche des geräucherten Spaltholzes wurde zum Schutz mit einem speziellen Hartwachs (Remmers Hartwachssiegel 112) behandelt, das mit der Spritzpistole aufgetragen und anschließend nicht zwischengeschliffen werden musste.
Das Windfangelement zum Architekturbüro wird links und rechts durch raumhohe, breite Festverglasungen aus 12-mm-VSG ergänzt, die von schlanken, zweiteiligen Aluminiumprofilen (Bohle) gehalten werden, was im Falle eines Glasschadens den problemlosen Austausch der Scheiben ermöglicht.
Sinn für’s Historische
Eine besondere Spezialität der Schreinerei Rödl ist die Herstellung denkmalgerechter Fenster und Türen. Für das Forsthaus fertigte der von Benjamin Rödl in dritter Generation geführte Handwerksbetrieb gut 30 Stichbogenfenster in Eiche mit besonders schlanken Profilen und geschlitzten Ecken. Trotz ihrer historischen Optik sind die Fenster mit modernen, dreifachverglasten Isolierglasscheiben ausgestattet. Moderne Dreh-Kippbeschläge bieten den notwendigen Komfort und geschmiedete Oliven runden das Ganze stilgerecht ab. Passend dazu wurde auch die Haustür in Eiche mit stichbogenförmigem Oberlicht gefertigt.
Quelle: bm-online.de